Logo der Iron Butt Association GermanyWelcome to Insanity ..

Du hast bereits längere Touren gemacht und Dich fasziniert das sichere Motorrad-Langstreckenfahren ?
Gut .. dann haben wir einige Ride – Vorschläge für Dich.

So startet der Einleitungstext der Iron Butt Association Germany.
Irgendwie hat mich die Idee, 1.000 Meilen = 1.600 km in 24h Stunden zu fahren, schon länger fasziniert.
Aber damit das nicht in ein reines runterreißen der Kilometer ausartet, dachte ich mir, machen wir das doch mal spannender.
Gleich mal mit einem "Special Ride" starten, dem 16/24, bei dem es darum geht alle 16 Bundesländer in 24h zu bereisen.
Und zufällig schafft man das kaum unter 1.600 km, womit man den ersten "Saddle Sore 1600K" auch gleich mit dabeihat.

Naja, und weil das mit einem großen Tourenmotorrad zwar eine Herausforderung ist, aber noch nicht total verrückt, will ich das mit dem kleinen Jialing-Gespann versuchen.

Das Regelwerk der IBA besagt für den 16/24: Als Beweis, dass man in jedem Bundesland einmal den Fuß auf den Boden gesetzt hat, muss man eine Tankquittung vorweisen.
Und zusätzlich eben diese Tankquittung mit dem aktuellen KM-Zählerstand fotografieren.

Die Sonne blendet, oder es ist zappenduster, der Wind verweht die Quittung, und dann fokussiert die Kamera falsch. Solche Fotos sind voll die Herausforderung.

Bei 16 Bundesländern und Start/Ziel-Quittung, kommen ganz schön viele Zettel zusammen:

Ein ganzer Haufen Quittungen, leider nicht steuerlich absetzbar...


Ein kleines Rechenbeispiel: 16 Bundesländer bereisen, und an Start/Ziel tanken, sind 17 Tankvorgänge. Wenn ich dafür nur 7 Minuten brauche (knapp!), dann kostet das allein schon zwei Stunden.
Wenn meine kleine Jialing einen Schnitt (inkl. Baustellen, Staus, ...) von 80 fährt, dann brauche ich für die geplanten 1720 km 21,5 Stunden. Macht in Summe 23,5 Stunden.

Das liegt zwar im Zeitlimit, aber wo bleiben die Pausen für Essen, Pinkeln, Erholen, und die Reserve für Staus oder kurze Power-Naps?
Also muss der Schnitt höher sein, und ich darf kaum Zeit verbrauchen für Tanken, Essen, Pinkeln und Erholen. Am besten alles gleichzeitig machen.
Hier schließt sich der Kreis mit "Welcome to Insanity".

Im Vordergrund steht aber die Sicherheit - wenn ich zu müde werde, oder es zeitlich nicht mehr ohne Verletzung der StVO zu schaffen ist - dann breche ich ab.
Ist eh' ganz schön knapp kalkuliert.


Die Vorbereitung des Motorrads

Auf der IBA Deutschland Homepage gibt es gute Tipps - die haben mir bei der Vorbereitung geholfen. Eigentlich bekannt, schreiben sie u.a., dass man keine neue Ausrüstung bei so einer Tour ausprobieren oder einfahren sollte.

Klaro, trotzdem dachte ich mir: Da habe ich im Fundus doch noch ein Kettenritzel mit 14 Zähnen liegen, statt der üblichen 15 Zähne. Eine Umsetzungsveränderung von 7%, da kann ich bei gleicher Drehzahl mehr Tempo machen!

Also eingebaut, und über eine Testfahrt von 150 km ausprobiert. Lief gut!
Beim Nachspannen der Kette am Vorabend ist mir allerdings ein komisches Klackern aufgefallen, also nochmal kontrolliert - o wei o weh, das Ritzel sitzt lose auf der Antriebswelle, und die Kette rollt auch nicht mehr so sauber drüber.

Böses 14er Ritzel! Böse!

Also lieber zurück zum bewährten Originalteil, auch wenn das mit den 7% so schön gewesen wäre.

Achtung, hier eine Korrektur:
Geneigte Leser dieses Berichts haben mich darauf hingewiesen, dass es genau andersherum ist: Wer bei gleicher Drehzahl schneller fahren will, muss vorne ein größeres Ritzel montieren oder hinten ein kleineres Kettenblatt.
Das nennt sich dann längere Übersetzung und ist genau das, was ich eigentlich haben wollte. Mit dem 14Z ist es aber eine kürzere Übersetzung, entsprechend genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich erreichen wollte.
Ui ui ui, das wäre ja mal richtig dumm gelaufen wenn das 14er dringeblieben wäre. Dann hätte ich nämlich 7% Endgeschwindigkeit eingebüßt!

So sieht ein sauberer Antriebsstrang aus, auch wenn er ganz ölig ist.

Das zurückschrauben hat mich wertvolle Zeit gekostet, als ich am Vorabend der Tour bis 22:00 Uhr noch das Ritzel gewechselt habe. Eigentlich soll man ja kurz vor der Abfahrt nichts mehr "noch eben schnell" verändern.
Da ich nicht wusste, ob die Kette auch einen Treffer abbekommen hat, habe ich mir zur Sicherheit einen kompletten Antriebsstrang in den Beiwagen gelegt. Auch wenn für eine Reparatur nicht wirklich Zeit eingeplant war.

Was ich sonst noch am Fahrzeug verändert habe für Tour:
Die Sitzbank! O weh, die Jialing-Sitzbank und ich sind keine guten Freunde. Auch mit Einsatz von zwei Autosattlern konnte ich keine tourentaugliche Polsterung bekommen. Daher fahre ich mit einem medizinischem Dekubitus-Kissen, einem aufblasbaren Sitzkissen, das man auch von Marken wie AirHawk oder Motech bekommen kann. Danke, Schulmedizin!

Ein bisschen Luft unterm Hintern hilft enorm, besonders gern in Kissenform

Für die Knie gab es eine weitere Fußraste, vorverlegt. Je mehr verschiedene Positionen beim Fahren, desto besser. Übrigens aus dem Ersatzteilsortiment meines alten CX-Gespanns - schön wenn auch ein kleines bisschen CX 500 mitfahren kann.
Auf der rechten Seite gibt es genügend Beiwagen-Streben, auf denen man den Fuß ablegen kann.

Jeder Chopperfahrer wäre neidisch, ich schwör!

Schon lange im Regal daheim, aber noch nie verwendet: Ein "Gasgriffassistent".
Das war wirklich ein Glücksgriff, das Gasgeben war sehr entspannt und mein Handgelenk hat die 23 Stunden sehr gut überstanden. Höchst empfehlenswert.

Der Gasgriffassistent - ein mächtiges Wort für ein kleines Kunststoffteil. Die Funktion ist aber überzeugend!

Eigentlich liebe ich ja den Tankrucksack auf Touren, kann man da doch so praktisch all die kleinen Dinge griffbereit unterbringen.
Da der Tankrucksack aber dooferweise auf dem Tank sitzt, hätte er die Tankzeiten verlängert. Vielleicht nicht viel, aber x17 läppert sich das.
Darum habe ich meine Alukiste hinten montiert, für Getränke, Snacks, Elektronik etc.

Wer genau mitzählt, entdeckt 4 Fußrasten links. Das muss so!


Die Vorbereitung der Streckenführung

Für die Tourplanung habe ich viele Stunden investiert. Mit einem großen Tourenmotorrad wäre das vielleicht nicht ganz so wichtig gewesen, denn damit kann man einen ganz anderen Schnitt fahren und hat so mehr Spielraum für kleine Navigationsfehler.
Man stelle sich vor: Nachts in Sachsen-Anhalt eine 24h Tankstelle suchen, die möglichst nah ist und nicht zu weit von der Strecke abweicht. Wenn sie nur 20 km entfernt ist, kostet das mit Suche, Hin- und Rückfahrt schnell mal eine Extra-Stunde. Das passt nicht in mein Zeitbudget.

Also habe ich zunächst eine Grobplanung der Streckenführung gemacht, dann im Detail die Wegführung optimiert und mit den verfügbaren 24h Tankstellen abgeglichen.
Die Wegpunkte dann mit Google Maps abgeglichen und geschaut, ob die Routenplanung von Google auf die gleiche Gesamtstrecke kommt und auch alle Wege frei sind.

Knifflig war es dann, die Google Maps Planung auf das Navi zu bekommen. Hier der Weg in Kürze:
Google Maps KML Export -> Online Wandel nach OV2 -> TomTom Online Import als POI -> Transfer aufs Navi -> dort manuelles Wandeln von POI auf "Meine Orte" -> neue Route planen zum Ziel mit 16 Zwischenstopps -> die Route als "Meine Route" speichern.
Easy!

Ein kleiner Kreis im Navi - aber sehr hilfreich, weil auf den Meter genau...

Das Optimieren der Route hat mir sehr viel Spaß gemacht - schließlich der Grundstein für den erfolgreichen Ride.
Wer selbst den 16/24 plant, dem rate ich es selbst auszuknobeln - wegen des Spaß- und Erfolgsfaktors.
Hier der Link zu meiner Streckenführung in Google Maps.

Ein Highlight der besonderen Sorte gab es auf der A1 - quasi unschuldig teilt mir ein Leuchtschild mit: "A1 bei Hagen gesperrt - Umleitung beachten".
Waaas? Streckensperrung? Und Umleitung bei viel Verkehr? Das kann doch nicht gut gehen und wird mich böse viel Zeit kosten.

Und warum hatten mir Google Maps und die anderen Planungstools das nicht vorher gesagt?
Antwort darauf: Weil die Strecke nur genau an dem Wochenende gesperrt wurde. Wegen Brückenbauarbeiten.
Angeblich lagen da nur 1200 Tonnen Schutt im Weg - na, da wäre ich mit der Jialing doch locker drübergekommen. Hätten'se mich mal gelassen.

Durchfahrt auf der A1 verwehrt. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Komisch.

Das war der Moment, an dem mir einfiel, dass mein Navi ja auch mit aktueller Verkehrslage arbeiten kann, wenn die Infos per WLAN kommen.
Also mit dem Handy einen Hotspot aufgemacht, Navi eingeloggt - und siehe da: Tatsächlich, die A1 ist gesperrt.
Aber mein kluges Navi hat nun eine Top-Umleitung ausgeknobelt. (genau wie beschildert, über A45, A44, A43, dann aber nicht weiter über A42 usw., sondern direkt wieder auf die A1).
Und weil das mit den Verkehrsinfos grad so schön war, gab es noch 2-3 Stauumfahrungen, die mir Zeit gespart haben. Schon praktisch, so aktuelle Informationen!


Die Vorbereitung des Fahrers

Wie Eingangs schon erwähnt, gibt es auf der IBA Homepage gute Tipps, unter anderem auch ein 9-seitiges Dokument zum Thema Müdigkeit.
Abgesehen von den normalen Gefahren im Straßenverkehr habe ich den Sekundenschlaf als größten Feind eingeschätzt.
Da ich noch Urlaub hatte, habe ich meinen Schlafrhythmus über ein paar Tage hinweg langsam nach hinten geschoben, also schön lang in den Tag hineingeschlafen. (War gar nicht so schwer :-) Am Tag der Abfahrt gab es dann noch ein ausgiebiges Mittagsschläfchen, um mit maximal gefülltem Schlafpuffer zu starten.
Die Idee war, abends zu starten damit die dunkle Nacht da ist, wenn ich noch voll Elan und aufgeregt die ersten Etappen absolviere. Und wenn es später zäher und müder wird, soll wenigstens die Sonne scheinen.
Außerdem konnte ich so Berlin mitten in der Nacht durchkreuzen, was angesichts des fehlenden Verkehrs wohl auch eine gute Idee war.Schöne medizinische Erklärung der Schlafzusammenhänge. Nutzt nur nichts, wenn mein Hirn sich einfach nicht daran halten will.

Trotzdem gab es sehr schwierige Momente, ich war kurz davor abzubrechen als ich nach einer Pause schon 5 Minuten später wieder müde war, und gleich noch eine Pause einlegen musste. Wäre ich hier auch gleich wieder träge geworden, dann hätte es mitten in Niedersachsen gehießen: Schluss, Aus, Ende, Finito. Verblüffenderweise aber war ich dann auf einmal wieder recht frisch und konzentriert. Ein komisches Ding, dieses Gehirn. Oder war es die Eigen-Drohung: Wenn Du jetzt wieder müde bist, ist Schluss?

Vorab hatte ich Motorrad-Freunden und der Familie von der Tour erzählt und den Live-GPS Tracker laufen - ich wusste also, dass mir diverse Leute "zuschauen".
Außerdem hatte ich den Ehrgeiz, diese Tour mit der Jialing zu machen, bei der viele meinten dass das Gespann doch zu klein und zu wenig tourentauglich sei für so eine Reise. Pah, von wegen!
Das hat mir geholfen nochmal mehr Motivation aufzubauen - vieles ist ja reine Kopfsache.

Andere Momente auf der Tour:
Ich wusste, die Bremen-NRW-Rheinland-Pfalz-Passage ist die längste, und dass es mit dem Sprit knapp wird. Dazu habe ich extra die Tankstelle in NRW möglichst in die Mitte der Strecke gelegt.
Die Reichweite im Normalbetrieb beträgt etwa 300 km, aber ich weiß auch dass bei höherer Geschwindigkeit die Jialing durstig wird. Die 200 km bis NRW sollten aber machbar sein. Dachte ich zumindest.
Tatsächlich ist mir in der 270° Rechtskurve der Autobahnabfahrt der Motor ausgegangen. Kenne ich schon - es drückt den Sprit nach links, und die Benzinpumpe hat nichts mehr zum ansaugen.
Also auf der Geraden wieder gestartet - nur schwappt beim Anfahren und Beschleunigen der Sprit nach hinten, und die Benzinpumpe hat nichts mehr zum ansaugen.
Also extrem beschleunigungsarm in Richtung Tankstelle geschlichen. Das hat mich die letzten Milliliter Super gekostet, und die Benzinpumpe hatte ... 
Die letzten paar Meter habe ich dann geschoben, obwohl ich Rückwärts fahrend bestimmt noch weiter gekommen wäre, denn dann drückt es das Restbenzin nach vorne, und die Benzinpumpe hat wieder was zum ansaugen.
Klar habe ich einen Ersatzkanister dabeigehabt, aber das hätte Zeit gekostet und ich hatte den Ehrgeiz, es mit genau den vorgesehenen 17 Tankstopps zu schaffen.

Allerdings wusste ich, dass es bis zum nächsten Stopp nochmal 10 km länger wird. Mit der Umfahrung der A1 sogar 20 km länger.
Doch Ruhrgebiet sei "Dank" lagen so viele Baustellen auf der Strecke, dass zwar mein Vorsprung dahinschmolz, dafür aber der Spritverbrauch deutlich geringer war.
So habe ich mich tatsächlich etwas gefreut und unter dem Helm dümmlich gegrinst als ich mir vorgestellt habe, was die 80 km/h Passagen mit meinem Verbrauch anstellen.
Zum Vergleich: Auf der Strecke Bremen-NRW hatte ich einen Verbrauch von 9 l / 100 km, durch NRW nach Rheinland-Pfalz waren es nur 6,7 l / 100 km.

Eines der seltenen Pausenbilder - hier kam ich vom WC und konnte dank tageslicht kurz belichten. Sonst wäre keine Zeit für den Umweg und das Foto gewesen...

Wie ging es der Jialing auf den "Hochgeschwindigkeitspassagen"?
An sich ganz gut. Der Motor wird lauter und durstiger, klang aber gesund.
Allerdings ist er dann thermisch nicht mehr so stabil. Während der Fahrt alles gut, als ich aber vor Hamburg kurz hielt, um die Regenkombi anzuziehen, habe ich einen Fehler gemacht;
Ich habe den Motor laufen lassen, nachts auf dem Standstreifen wollte ich voll beleuchtet stehen bleiben, außerdem hat es ja nicht so lang gedauert.
Das mit dem "nicht so lang dauern" hat die Jialing aber anders gesehen, und das Cockpit hat mich mit einer rot leuchtenden Übertemperatur-Warnleuchte begrüßt. Die habe ich vorher noch nie leuchten sehen!
Warten bis der Motor von selber abkühlt wollte ich nicht, also dachte ich mir, da muss sie jetzt durch, und bin mit weniger Tempo durch die kühle Nacht mit leichtem Nieselregen weitergefahren.
Das war eine gute Entscheidung, denn Fahrtwind und Regen haben die Temperatur binnen kürzester Zeit wieder in den Normbereich gebracht. Puh. Das mache ich das nächste Mal aber besser.

Schwer verdient: Das Recht so einen Patch zu tragen.Was nicht so schön war - ab 100 km/h nehmen die Vibrationen deutlich zu. An der linken Fußraste konnte ich den Fuß zeitweise auf eine der anderen Rasten setzen, das half.
Den Lenker aber konnte ich nicht so ohne weiteres loslassen. Nach der ersten Etappe waren die Hände ganz kribbelig, das ist dann leider in ein allgemeines leichtes Taubheitsgefühl übergegangen.
Nach der Tour habe ich noch etwas drei Tage gebraucht, bis der Effekt ganz verschwunden ist. Gesund ist das nicht.
Am ebenfalls heftig vibrierenden Rückspiegel konnte ich nach einiger Zeit ablesen, wie schnell ich gerade unterwegs war. Haben sich die Scheinwerfer der Autos hinter mir zu einem horizontalen Streifen vibriert, war ich im 90-100er Bereich.
Bei oval kreisenden Lichtern war ich bis 110 unterwegs, und horizontale Lichter mit Blinkeffekt (bei LED Tagfahrleuchten) gab es zwischen 110 und 120 km/h.
Interessant, aber nicht wirklich praktisch. Aber ich hatte ja genügend Zeit, mir über derlei Effekte Gedanken zu machen.

Nach dem letzten Power-Nap war ich dann quasi unbesiegbar - keine Müdigkeit, extrem hohe Chance dass die Tour erfolgreich wird, und nur noch klitzekleine drei Stündchen bis zum Ziel.
Mit diesem Hoch vergingen die letzten 200 km dann wirklich wie im Flug.

Übrigens ist es ein sehr positiver Effekt bei dem 16/24 Ride, dass man 16 einzelne Teilabschnitte hat. D.h. man startet nicht mit der Aufgabe, 1.600 km zu wuppen, sondern man macht sich immer nur Gedanken bis zum nächsten Etappenziel.
Das ist für den Geist viel einfacher zu bewältigen, und da jeder Tankvorgang ja auch eine kleine Pause, Ablenkung und Kopf auslüften ist, hat man so automatisch immer wieder einen kleinen Energieschub.


Was ich bei der nächsten Tour anders machen würde

Die Baustellen tun richtig weh, wenn es um den Schnitt geht. Begrenzt auf 80 ist schon schlimm, es gibt aber auch kilometerlange Abschnitte, bei denen man nur 60 fahren darf. Als Krönung musste ich manchmal sogar auf 40 runterbremsen. Da will man spontan brüllen: Ja hakt's denn? - Und einfach mal auf die StVO pfeifen. Aber nein, der Anspruch war ja auch, die Tour legal zu meistern. Gebrüllt habe ich aber trotzdem.
Man kann z.B. auf der ADAC Karten-Seite die aktuellen Baustellen einsehen. Vielleicht findet man ja bei der nächsten Planung Alternativstrecken mit weniger Baustellen.

So sieht z.B. am 1.9.2019 die Baustellensituation aus...

Die lustigen kleinen Dreiecke sind gar nicht so lustig, wenn sie böse viel Zeit kosten

Das Ruhrgebiet ist verkehrstechnisch eine Problemzone. Genauso aber auch die Durchfahrt durch Berlin. Die Bundeshauptstadt habe ich sonntags nachts um 01:00 Uhr durchfahren - das lief gut.
In Köln war ich um 10:00 Uhr - und das lief nicht so gut. Nun kann man nicht an beiden Orten gleichzeitig in der Nacht sein, aber vielleicht kann man das irgendwie geschickt mitteln? Also so, dass man eben nicht in beiden Städten die Staus mitnimmt.


Die schönsten Momente:

  • Den Sternenhimmel sehen, und den Polarstern als Orientierungshilfe nutzen: Stimmt; ich fahre genau Richtung Norden
  • Nachts von Berlin nach Hamburg fahren, der Himmel vor mir wird heller, obwohl die Sonne erst in Stunden hinter mir aufgehen wird: Die Lichter der Stadt beleuchten den Himmel schon aus der Ferne.
  • Nach einer Müdigkeitsphase wieder Topfit sein, und den nächsten Fahrtabschnitt wach genießen können.
  • Dem Tourplan immer voraus zu sein, mit dem Wissen, dass man sich Reserven für ein Extra-Nickerchen reingefahren hat
  • Berlin bei Nacht, und den beleuchteten Funkturm passieren
  • Leere Autobahnen in Norddeutschland
  • Tankstopp in unter 5 Minuten - um dann 2 Minuten länger Essen/Trinken zu können
  • Zu sehen, dass die ausgetüftelte Navi-Strecke auf den Meter genau zu den Tankstellen führt

Die schlimmsten Momente:

  • 10 Minuten nach Start der Tour auf dem Navi versehentlich "Zum Heimatort fahren" auswählen - und somit die gesamte vorbereitete Streckenführung löschen. (Dank Speicherung in "Meine Routen" aber wiederherstellbar)
  • Die völlig unerwartete Hinweistafel: "Sperrung der A1 bei Hagen". Das war fies.
  • Wenn die Müdigkeit zunimmt und die ersten Vorboten des Sekundenschlafs kommen, obwohl man doch eben erst Pause gemacht hat.
  • Beim Auffahren auf die nächste Autobahn sehen, dass dort alle Fahrzeuge im Stau stehen.
  • Nachts um 04:00 Uhr auf der Baustellen-verseuchten A24 nur 40 Fahren zu dürfen wegen einer gefährlichen Auffahrt - auch wenn man seit 10 Minuten kein anderes Auto gesehen hat.
  • In dieser 40er Zone der Baustelle dann von einem fetten SUV mit 100 überholt zu werden.
  • Siegessicher die letzten 200 km fahren mit noch satten 3 Stunden Zeit - und auf der Gegenfahrbahn der A6 eine Vollsperrung mit einer 8 km langen Fahrzeugschlange zu sehen. Dann zu realisieren: Das hätte auch in meiner Richtung passieren können.

 

Bilder von der Tour

....gibt es nur wenige, denn ich hatte ja keine Zeit für Fotos. Und nachts muss immer so lange belichtet werden, nee nee, lieber stattdessen etwas Zeit gutmachen.

Bei der Abfahrt - noch völlig ausgeschlafen, nicht ahnend wie lang 24 Stunden wirklich sein können.

Die rechte freundlich zum Gruß gehoben - das geht während der Fahrt nicht so elegant.

Ein Blick auf's Cockpit.
Mein Voltmeter (grün) hat angefangen, wirre Werte zu zeigen - ich hatte schon Bedenken, dass mir bald der Saft ausgeht.
Flugs das Zigarettenanzünder-Voltmeter (blau) eingesteckt - Puh! Defekt des Voltmeters, nicht der Lichtmaschine oder des Reglers.

Ein ausgewachsenes Cockpit, zusätzlich zur originalen Instrumententafel: 2x Voltmeter, Navi, GPS Tracker und Routeninformation auf Papier

Und so sehen Tankstellen mitten in der Nacht aus. Ziemlich verlassen, dafür gibt's keinen Stress wenn man etwas länger an der Zapfsäule stehen bleibt.

Einsame Tankstelle bei Nacht - ich habe erwartet, dass gleich so ein Tumbleweed-Wüstenstrauch durch's Bild rollt.

 


Statistik

So sah mein Plan aus, hier ergänzt um die tatsächlichen Entfernungs- und Zeitangaben:

Plan vs. Realität - Abweichungen bei den Entfernungen sind dem Tachovorlauf geschuldet, und der Verkehrssituation in NRW. Angenehm: Die kleinen Zeitpüfferchen mit denen ich Extra-Pausen einlegen konnte.

Und noch ein paar Zahlen:

Streckendaten:
Fahrstrecke: 1.783 km
Gesamte Tourzeit: 22:59 Stunden
Betriebszeit: 18:48 Stunden
Pausenzeit: 4:11 Stunden (Etwa so aufgeteilt: 9 min Tanken + Essen + Pinkeln und 3 Pausen á 35 Minuten)

Verbrauch:
Öl: 0,75 Liter (Normalerweise braucht mein Motor die gleiche Menge auf etwa 10.000 km)
Kraftstoff: 133,0 Liter
Im Schnitt: 7,5 l/100km, Min 6,1; Max. 9,4 (Bei Normalbetrieb sind es unter 6 l/100 km)

Geschwindigkeiten:
Betriebs-Schnitt 94,8 km/h,
Gesamt-Schnitt: 77,6 km/h
V-Max laut Navi: 119 km/h = 130 laut Tacho (Sonst fahre ich bis max. 100 km/h)


Hier ist der Track zum Ride.
Alle 5 Minuten wurde ein Track-Punkt gesetzt, die gelben Punkte sind die Tankstellen, die grünen sind Pausen mit jeweils 22 Minuten Power-Nap.