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Wintertreffen Pongau 2017

Das fünfte Treffen der Pongauer Dreiradfahrer,

und dieses Jahr war es ganz nach dem Geschmack der wilden Kerle (und Kerlinnen), die im Winter nichts besseres zu tun haben als Motorrad zu fahren.

Im Schnee stecken geblieben? - Jawoll!
Bei -13°C innen im Visier eine dicke Eisschicht? - Jawoll!
Gespann fast im Inn versenkt? - Jawoll!
Mit 200 km/h über den Pongau geheizt?- Jawoll!
Gute Laune - nette Leute - "interessante" Gespräche? - Jawoll!

Doch der Reihe nach.

Klaus und Markus haben sich Freitag früh aufgemacht, mal eben schnell in die Alpen zu fahren.
Um die 465 km lange Etappe noch im Tagelicht abschließen zu können (... das war zumindest der Plan), wurde zunächst auf Spaßrouten verzichtet und die deutsche Autobahn genutzt, um mit den kraftvollen 39 PS der Jialing mächtig Strecke zu machen.

Regen Regen Tröpfchen


Aber ganz so dröge wollten wir den Anreisetag doch nicht verbringen, und sind "zufällig" ein paar Kilometer zu früh in den Süden zum Achenpass abgebogen.
Gab es auf den vier Stunden Autobahn vorher noch durchgehend zünftigen Regen (bei 1°C die reinste Freude), hat uns der Achenpass die Wissenschaft der Meterologie schön praktisch veranschaulicht:

Achenpass mit ordentlichem Schneefall. Jawollja.


Regnet es um die Null Grad im Tal, und fährt man dann den Berg hinauf, gibt's erst weniger Temperatur, dann Schneeregen, dann noch weniger Temperatur und ordentlichen Schnee.
Hurrah! Deswegen fährt man im Winter Motorrad! Pässe, die ohne Winterausrüstung nicht zu bewältigen sind. Spaßalarm!

Spaßalarm

Nun gut, runter ins Tal wurd's dann wieder nässer, aber der Gerlospass lockte schon hinter dem nächsten Hügel.

Ah, der Gerlospass! Sind wir doch die letzten Male über die Gerlos Alpenstraße gefahren - gut ausgebaut, kleine Mautgebühr, schön für Knieschleifer, langweilig für Stollenreifen.
Diesmal aber hat mein Navi den Teil mit "Mautstraßen meiden" ganz ernst genommen, und uns über die alte Gerlosstraße, die Krimmler Landstraße geschickt.
Was für ein Gewinn - nie mehr will ich auf anderem Weg auf die noch ganz kleine Salzach treffen.
Enge Kurven, einspurige, schlechte Fahrbahn, eben anspruchsvolles Terrain mit atemberaubenden Ausblicken (wenn man denn Zeit hätte den Blick von der Straße zu nehmen). Und keine Touristen zu dieser Jahreszeit. Was auch gut ist, denn viel Gegenverkehr verträgt diese Strecke nicht.
Und während wir uns noch mit breitem Grinsen und mit gefühlt verwegenem Tempo in Richtung Tal gestürzt haben, wurden auf einmal drei Gespanne in meinem Rückspiegel schnell größer.
Eine Gruppe aus der Oberpfalz hat uns mal eben geschnupft - nach ein paar Grußworten "Und, auch ins Pongau?" haben wir sie ziehen lassen (...und sind trotzdem eher angekommen, hah!)

Von Königsleiten nach Wald im Pinzgau - 750 Höhenmeter auf 10 km Strecke. Super.

Wir dachten schon, die Anreise ist somit perfekt - Schneepass, alter Gerlospass, so schön sind wir noch nie in den Pongau gefahren.
Aber nein, hinter Mittersill gab es ordentlich Schneefall! Ge-ni-al!
(Danke übrigens liebe Mittersiller Verkehrsplaner, so eine schlechte Umleitung habe ich selten gesehen, hier haben wir richtig Zeit auf die Oberpfälzer gut gemacht, die sich noch mehr verfranzt haben als wir.)

Bester Dinge sind wir also auf frisch schneebedeckten Straßen Richtung St.Johann im Pongau gefahren, doch nanu, das Navi lenkt uns vorher von der Bundesstraße. In Lend kreuzen wir die Salzach und sollen nach Boden abkürzen.
Moooment - die Strecke sind wir doch vor 2 Jahren schon mal andersherum gefahren - da konnten wir bei trockener Straße kaum heile talwärts fahren - wie soll das jetzt bei Neuschnee bergauf funktionieren? Nachdem wir die ersten Meter mit minimaler Steigung schon kaum geschafft haben, und uns dann noch so ein "Durchfahrt Verboten - Wintersperre"-Schild in die Quere kam, haben wir doch mal Vernunft walten lassen uns sind lieber weiter winzige Sträßchen Richtung Schwarzach gefahren. Ebenfalls herrlich - die erste Spur in den Schnee ziehen, geduldig auf (deutsche) Autofahrer warten die mangels Grip quer die Straße versperren - Winterzauber!

Kurz vor unserem Ziel, dem Treffpunkt am Höllwarthof, gab es dann auf einmal mitten im Nichts eine Baustelle.
Straßen-Vollsperrung. Ja geht's noch?
Immerhin liefen ein paar Bauarbeiter rum, die konnten wir fragen wie es denn nun weitergehen soll, waren wir doch nur noch wenige Meter vom Ziel entfernt. Frech haben die uns angefeixt, und meinten wenn wir beim Straßenbau helfen würden, ginge das schneller.

Baustelle! Stooooop!

Die spinnen doch, die Österreicher!
Pickerl einfordern und dann sollen wir auch noch mithelfen?
Mit uns kann man's ja machen.
Also haben wir der Truppe geholfen, Pflastersteine zu bearbeiten und qualitativ hochwertige Bodenanker zu setzen.

Bitte rechts ranfahren.


Immerhin durften wir uns mit Baustellendrinks versorgen und überhaupt waren die Jungs eigentlich ganz gut drauf.
Könnte auch daran gelegen haben, dass wir mitten in der Motto-Party der Pongauer gelandet sind. Nach den Sherriffs und Rastafari der letzten Jahre war Baustelle angesagt, und das traditionelle Andenken konnte man sich gleich selber basteln: Einen formschönen Kapselheber, der in keiner Schraubergarage fehlen darf.

Formschöner Flaschenöffner, absolut unmöglich in der Handhabung

Wir haben mit den Pongauern Jungs und allen anderen verrückten Winterfahren einen tollen Abend gehabt. Männergeschichten wurden zum Besten gegeben, Mitleidsbekundungen und Solidaritätsschwüre wurden abgegeben. Die Geschichte von der armen Jawa, die mit dem Starkregen bei der Anfahrt nicht klarkam und es nicht in den Pongau geschafft hat. Oder die in Mitleidenschaft gezogene Jialing, die von Ihrem Piloten eben jene selbstmörderische Strecke von Lend nach Boden getrieben wurde, was leider zum Verlust von zu viel benötigtem Kupplungsmaterial geführt hat.
Wertvolle Tipps haben wir mitgenommen, von Ural/Dnepr Hybrid Umbauten über Hausisolierung bis hin zum ultimativen Geheimtipp, wie man bei Minusgraden mit Hilfe von Benzin und Bierdosen auch das nasseste Holz zum Brennen bringt.

Lasershow & Lichteffekte bis zum Batterietod am morgen. Zum Glück war`s nur die Zweitbatterie.

Der nächste Tag gab uns einen herrlichen Tag mit allem, weswegen man sich die ganze An- und Abreise antut;

Morgenstimmung im Fahrerlager

Mit frischem Schnee wird jede Ausfahrt traumhaft schön

Als Bonbon gleich zum Start führte die Tour zur Heliport der Heli Austria GmbH - im Museum gab es Technik zu bestauen, und wer wollte konnte einen kurzen Rundflug buchen. Das ließen wir uns nicht entgehen und stiegen in den Eurocopter AS350 B3 ein um uns den Pongau von oben anzuschauen. Mit "einsteigen" meine ich eigentlich "reingequestscht wie in die U-Bahn in Tokio". Ich glaube, rein physikalisch ist es gar nicht möglich, vier Wintergespannfahrer in der dicken Wintermontour nebeneinander im Heli unterzubringen. Irgendwie ging dann aber doch die Tür zu und wir konnten den atemberaubenden Blick von oben genießen. So ein Heli ist mit über 200 km/h unterwegs, glaubt man gar nicht, wenn man so über den Dingen schwebt.

Technisch nur 3,5 Mann breit, saß man zu viert nebeneinander. Wer vorher seine Kamera nicht aus der Tasche geholt hat, kam nachher auch nicht mehr dran...

Blick aus dem Heli

Der Pongau von oben - ein etwas anderer Blickwinkel als aus dem Beiwagen

Frage: Hatten wir Spaß? Na, hatten wir? Wir hatten! Sowas von!

Es folgte eine Ausfahrt über kleinste Straßen, bis endlich die Ersten stecken geblieben sind und es etwas gedauert hat, bis alle die glatte Steilpassage geschafft haben. (Ja, das wollen wir so!)
Einkehr in luftiger Höhe mit Blick ins Salzachtal, von der Flachländer nur Träumen können.

Schnee und Berge und Gespanne = ganz ganz viel Spaß


Und wie schon letztes Jahr haben wir den Adventsmarkt in St. Johann besucht und uns mit wichtigen Dingen wie Punsch, traditioneller Musik, Fleischtaschen und Alpaka-Mützen versorgt.

Kein Weihnachtsmarkt, sondern der Lichtadvent. Auch recht.


Abends zurück in der Hütte haben uns die super netten Gastleute Hegla und Hans extra noch das Abendessen warmgehalten. Wir haben es aber in der warmen Stube nicht ausgehalten, und lieber mit Blick auf die Sterne draußen geschmaust.

Draußen Schmausen - unter dem Sternenhimmel schmeckts doppelt gut.

Pongauer Dreiradfahrer - das habt Ihr wieder gut hinbekommen.

Der Höllwarthof ist ein tolle Location, den Neuschnee bei Ankunft habt Ihr auch gut schneien lassen!

Für die Abreise war heuer etwas besonderes geplant: Statt direktemang wieder heimzufahren, wollte ich unbedingt über das Fürstentum Liechtenstein reisen. Und wie könnte man dort besser hinkommen, als von Deutschland aus über Österreich, Italien und die Schweiz anzureisen? So war der Sonntag als Verbindungsetappe bis in die Schweiz geplant, um am Montag dann fünf schneebedeckte schweizer Pässe zu erobern, bevor es über das Fürstentum wieder Richtung Heimat gehen sollte. (...Konjunktiv...).

Also wurde zunächst ganz konservativ einfach an der Salzach entlang wieder in Richtung Krimmler Landstraße gefahren, der Weg aufwärts war dank Schneefall diesmal noch anspruchsvoller.
Ebenfalls zu erwähnen waren die Tiefkühl-Temperaturen! Wir sind morgens bei -13°C gestartet, und es wurde die ersten Stunden auch nicht wärmer. Im Gegensatz zu Norwegen vor zwei Jahren war die Luft aber viel feuchter, somit war es gefühlt noch kälter. A4 Thermokombi sei Dank haben wir kaum gefroren, aber ohne Heizvisier hätten wir die Strecke nur mit vielen Enteisungs-Stopps fortsetzen können. Markus mit einfachem Pinlock-Visier hat im Beiwagen gar nichts gesehen. Ich habe ihn freundlicherweise immer auf die atemberaubende Landschaft, die herrlichen Höhenzüge und die feschen Skihaserl am Wegesrand aufmerksam gemacht.
Gesehen hat er davon aber nichts.
Erst als wir auf den Inn gestoßen sind, gab es dank der wärmeren Außentermperaturn und eines Spezial-Anti-Beschlag-Visierreinigers wieder freie Sicht für ihn.

Ja wo isser denn, der freie Blick auf die Landschaft? Hinter diesem Visier schon mal nicht.

Das Inntal entlang Richtung Westen war zunächst nicht so spannend, auch hat der Schnee gefehlt. Aber als dann der Abzweig zum Reschenpass kam, wurde es wieder lustiger. Weniger wegen der Strecke, sondern mehr, weil ich meinte mitten im Oberinntal im selbigen Fluss meine Reifen befeuchten zu müssen. Die waren nämlich ganz dreckig von der Straße, pfui!
Wir suchen ja schon länger bei jeder Gelegenheit nach einer Furt, in der wir die Wat-Tiefe unserer Gespanne überprüfen können. Dass der Inn nicht das richtige Gewässer zum durchqueren ist, war mir schon klar, trotzdem habe ich mangels Grips den mangelnden Grip des Untergrunds voller rundgeschliffenen Steine doch unterschätzt.

Schau her, am Inn und fast im Inn - mutig oder doof?


Nach ein paar Poser-Fotos wollte ich eben wieder auf trockene Fahren - doch der Inn meinte, ich solle doch noch etwas bleiben.
Und zog mich etwas weiter zur Flussmitte.
Vorwärts: Weiter Richtung Flussmitte.
Rückwärts: Auch weiter in den Strom.
Hier fehlte mir nun eine Ural mit 2WD, ein Handgreifzug, oder ein einfacher 200 PS Traktor zur Rettung. Mit hochrotem Kopf habe ich mir schon ausgemalt, wie ich ins Kilometer entfernte nächste Dorf laufen muss, um von Tür zu Tür zu gehen und nach Bergemöglichkeiten frage. Aber danke der ernormen Zugkraft von Markus, einigen aus dem Weg geräumten Steinen und einer wohldurchdachten Ausfahrtroute konnten wir die Jialing dann doch wieder auf trockenen Boden bringen.
Puh!
Was lernt uns das?
Festfahren im Fluss ist lustig, aber nur, wenn man nicht alleine unterwegs ist...

Schau her - immer mehr im Inn. Ganz schön doof.

Runde Steine, Matsch und Schlamm - da wird's dem Klausi ganz schön bang.

In Italien hat uns dann der Reschensee, entschuldigung, der Lago di Resia (klingt gleich viel besser!) beeindruckt, halb zugefroren, mit rauher Abrisskante dort, wo der Wind das Wasser auf die Eisfläche peitscht und so bizarre gefrorene Formen erzeugt. Auch einen Kirchturm aus dem 14. Jahrhundert, der mitten im See steht, sieht man nicht alle Tage. Schon gar nicht auf 1.500 m Höhe.

An einem Unesco-Welterbe fährt man nicht so einfach vorbei, auch nicht an einem Benediktinerinnenkloster aus dem Jahr 775, so haben wir unseren Kultur-Anteil der Tour deutlich gehoben, inklusive einer Besichtigung auf drei Rädern.

Benediktinerinnen aus dem 8. Jahrhundert - wir haben keine gesehen.

Dank guter Etappenplanung konnten wir die 339 km dieses Tages gerade noch so vor Sonnenuntergang absolvieren - das B&B Chasa Jaro hat uns herzlich aufgenommen. Auf unsere Frage hin, ob man denn hier in der Schweiz ein Käsefondue bekommen könne, haben die Gastgeber so lange telefoniert, bis sie ein Restaurant für uns gefunden haben - das ist schweizer Gastfreundschaft!
Die Unterkunft selber fanden wir super - schöne alte Zimmer kombiniert mit modernem Bad (mmmmh, Fußbodenheizung), und liebevoll hergerichtetem Frühstück. Wir müssen dringend überlegen, ob wir nicht wieder mal eine Tour über Santa Maria Val Mustair planen müssen...

So heimelig wird man in der Chasa Jaro untergebracht. Wir haben uns auf Anhieb wohl gefühlt.

Wer hätte das gedacht - Sta. Maria Val Mustair bietet eine Whisky Distillerie und die kleinste Whisky-Kneipe der Welt.

Die ursprüngliche Tagesplanung für den Montag sah vor: Fünf Pässe, laut Internet als "Passierbar, schneebedeckt" klassifiziert, teils schweizerisch, teils italienisch, dann Liechtenstein mit dem Schloss Vaduz, und hopp-la-hopp wieder nach Mittelfranken.
Die fünf Pässe haben wir dann gleich auf drei Pässe reduziert, schien uns das Vorhaben doch zu ehrgeizig bzw. wollten wir nicht wie vor zwei Jahren wieder erst spät nach Mitternach daheim ankommen.
Es gab frischen Schnee über die Nacht und so sind wir voller Begeisterung zum Ofenpass gestartet. Es war von Anfang an klar, dass bei der Jialing das Wintergerät "ein M" zum Einsatz kommen muss. Markus verändert den Schwerpunkt des Gespanns vom Beiwagen auf den Soziussitz über der Hinterradachse.
Doch vor der ersten Spitzkehre des Ofenpasses half auch das "ein M" nicht mehr. Drehten die Räder schon bereits vorher durch, war jetzt kein Vorankommen mehr möglich. Was tun? Aus Müstair kommt man nur über Pässe wieder heraus, der Neuschnee der Nacht hat die Straßenverhältnisse noch anspruchsvoller gemacht.

Der Ofenpass mit frischem Schnee. Da hätte es hochgehen sollen. Es ging aber nicht.

Abwarten bis zur Schneeschmelze im Frühling? Vom nächsten SUV bergen lassen? Panne vortäuschen und den Schandwagen rufen?
Schneeketten wären jetzt richtig, aber so etwas habe ich für die Jialing nicht. Doch halt, ich aber ja diese komischen einzeln montierbaren Ketten-Anfahrhilfen dabei, die allerdings noch nie im Einsatz waren. Also die Dinger mal testweise montiert.

Schneekettenanfahrhilfendrangefummel

Hoppla ho - das Eisen an den Rädern macht genau den Unterschied aus. Schier unaufhaltsam schrauben wir uns auf 2149 Meter hoch.
Doch was hochfährt muss auch wieder runterfahren, und so bewegen wir uns vorsichtig, jedoch mit souveränem Grip gen Tal. Im leichten Schneefall den Ofenpass zu befahren war eins der besten Winterelerbnisse, und auch die entgegenkommenden Autofahrer haben fast alle einen "Daumen hoch" für uns.

Like a Boss - so erklimmt man schweizer Pässe. Mit Stahl auf dem Reifen.

Die kleinen Kettchen haben uns den Arsch gerettet. Gehört ab sofort immer ins Handgepäck.

Nachdem wir für diesen einen Pass für nur wenige Kilometer Strecke weit über eine Stunde gebraucht haben, musste wieder umgeplant werden. Wer weiß, ob wir ohne echte Schneeketten über die anderen Pässe gekommen wären. Also wurde dem Navi gesagt: "Bring uns auf dem schnellsten Wege nach Liechtenstein". Die Frage nach "Strecke mit Fährverbindung?" habe ich verneint, wer will schon im Winter in den schweizer Alpen mit der Fähre übersetzen?

Die Route sah gut aus, die Entfernung machbar, also auf Richtung Vaduz! Doch ach und weh, kaum sehe ich das Schild: "Flüelapass gesperrt", schon sagt das Navi: Hier bitte links in den Flüelapass einbiegen. Nee - gar nicht gut. Eine alterantive Route wird berechnet, wieder die affige Fähre weggecklickt - und zack - 200 km Umweg. ZWEIHUNDERT! Och nö, so war das mit der Abkürzung nicht gedacht, das kostet ja Stunden!

Verzweifelt einen Einheimischen gefragt, vielleicht gibt es ja eine Geheimroute?
"Wie kommen wir nach Liechtenstein ohne vier Stunden Umweg?"
"Na, mit dem Autoverlad, odr?"
Langsam dämmert es mir - die Fähre ist in Wahrheit ein Autoreisezug, der uns komfortabel durch, statt über den Berg bringen soll.
Und so sparen wir uns für kleines Geld einen großen Umweg - ganz schön clever von den Eidgenossen - die kennen Ihre Berge anscheindend. 19 km durch den Vereinatunnel (Ganzkörper-Warmluftföhn inklusive), und der Flüelapass darf weiter unpassierbar sein.

Wenn das Navi sagt, da ist eine Fähre, meint es manchmal halt auch diese Autoreisezug-"Fähre"

Weiter über die hübschesten kleinen schweizer Bergdörfer erreichen wir schließlich Liechtenstein.

Pittoresk ist wohl das passende Adjektiv. Die Schweiz ist schön.

Liechtenstein - Endlich da!


Da war ich noch nie.
Da wollte ich schon immer mal hin.
Warum, kann ich jetzt auch nicht mehr sagen. Also ich kam, sah es und .... fuhr wieder. Das Pflichtfoto vor dem Vaduzer Schloss wurde geschossen, ebenso wie der Pflicht-Anschnauzer des Schloss-Parkplatzwächters (das muss wohl so sein bei den herrschaftlichen Anwesen, kennen wir auch von schottischen Schlössern). Der durchaus kernige Wind hat uns einen ungefallenen Baum auf der Straße beschert - schmale Jialings passten noch vorbei, die rollenden Blechdosen mussten einen anderen Weg suchen. (Ätsch, im Winter fährt man eben besser mit dem Gespann!)

Illegales Foto an illegalem Parkplatz - wir sind ganz schöne Rebellen. Oder die Liechtensteiner etwas empfindlich.

Schrauberarbeiten dürfen bei keiner Reise fehlen, sei es Radwechsel wegen Lagerschadens oder Elektrikzeugs am Navi.

So, der letzte Pflichtpunkt der Reise, das Herrschaftsschloss von Liechtenstein, war somit abgehakt, und es galt nur noch mal eben schnell nach Hause zu fahren. Traditionell wird ja keine Maut gezahlt, also haben wir die Route ab Liechtenstein auch entsprechend ohne österreichische Autobahn geplant, das bisschen Landstraße am Bodensee vorbei kann ja nicht so schlimm sein.
Falsch.
Ganz falsch!
Das bisschen Autobahnumfahren am Bodensee ist die Hölle! Umgehungsstraßen sind offensichtlich noch unbekannt in der Alpenrepublik, und wo die Straßenschilder immer lockten:
"Hier entlang über die Autobahn nach Deutschland, ratz-fatz!", folgten wir stattdessen dem Schild
"Zentrum, aber mit Stau und Ampeln und 20er-Zonen".
Wie gut dass wir vorher Zeit auf den schönsten schweizer Pässen gespart haben, um sie jetzt im Stau des Stadtverkehrs sinnvoll einzusetzen....

Ich glaube, ich habe mich noch nie so gefreut mit der Jialing endlich über die Autobahn schrubben zu dürfen. Denn dann ging es wirklich zack-zack, und noch vor 21:00 Uhr waren wir wieder in der Heimat.

Wie war also das verlängert Wochenende bei den Pongauern? Wieder genial! Das Treffen ist genau nach meinem Geschmack, Land und Leute sehr symphatisch, der frische Schnee hat es diesmal zu einem echten Wintertreffen gemacht. Und unser kurzer Einblick in die eidgenössischen Berge hat definitiv Lust auf viel Mehr gemacht.
Man sollte sich öfter mal so ein paar Tage gönnen, um im Schnee spielen zu gehen. Prima dass wir im Januar immer wieder von den pongauern Dreiradfahrern in die Alpen gelockt werden.

Savoir Vivre in Liechtenstein - wir wissen wie man edel den höchsten kulinarischen Genüssen frönt!

 

 

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